Für manche ist es eine Philosophie-Frage. Für andere einfach nur eine Frage des Geschmacks. Wieder andere möchten gern einen wissenschaftlichen Ansatz für ihre Entscheidung heranziehen. Bier oder Wein – es ist ein immer wiederkehrendes Thema.
Nicht erst seit einigen Jahren. Schließlich trinken die Menschen sowohl Wein als auch Bier schon seit der Zeit der alten Ägypter. Dabei hat sich seit damals eine ganze Menge verändert – vom Deutschen Reinheitsgebot für Bier bis hin zu verschiedenen veredelten Weinsorten.
Heute gibt es zahlreiche Modeerscheinungen – sowohl beim Bier als auch beim Wein. Da wäre das Craftbeer, das sich seit Jahren steter Beliebtheit erfreut. Oder auch die Lust vieler Bierfreunde, einfach mal ein Bier selbst zu brauen. Bleibt letztlich die Frage, ob Wein oder Bier wirklich gesünder ist. Tatsächlich gibt es zu beiden Getränken eine Menge Volksweisheiten. Dazu gehören zum Beispiel Sätze wie:
- Bier auf Wein, das lass sein.
- Wein auf Bier, das rat ich dir.
Selbst in der Bibel – immerhin einem der ältesten Bücher der Welt – wird auf die positiven Wirkungen von Wein Bezug genommen, wenn Paulus an seinen Freund Timotheus schreibt: „Trinke ein wenig Wein für deinen Magen.“ Doch was ist dran, an solchen Weisheiten?
Was sagen Bier auf Wein Sprüche?
Interessant ist in dem Zusammenhang schon einmal der Punkt, dass diese beiden oben genannten Biersprüche in anderen Ländern weitgehend unbekannt sind. Tatsächlich lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht kein Grund benennen, warum eine gewisse Reihenfolge bei den Getränken eingehalten werden sollte, wenn man denn wirklich beides an einem oder Tag trinken möchte.
Viel mehr könnte es einen anderen historischen Hintergrund geben – einen eher kulturellen. Denn Bier ist in der deutschen Geschichte – wie in vielen anderen Ländern und der Geschichte bis eben zurück ins alte Ägypten tatsächlich auch – vor allem ein Getränk der Arbeiterklasse gewesen. Wein hingegen galt viele Jahre ein Getränk für die eher gehobenen sozialen Schichten.
Das hat sich längst geändert – allerdings nur teilweise. Denn ein guter Wein kostet auch heute noch deutlich mehr als ein gutes Bier. Letztlich sprechen diese beiden deutschen Sprichworte also von einem sozialen Aufstieg (Wein auf Bier) und im Gegenzug von einem sozialen Abstieg (Bier auf Wein).
Damit wäre geklärt, dass es egal ist, in welcher Reihenfolge ihr diese beiden Getränke zu euch nehmen wollt. Was weiter offen ist, ist die Frage, welche Variante am Ende wirklich die Gesündere ist.
Bier oder Wein?
Zu allererst muss man hier festhalten, dass wir von allgemeinen Durchschnittswerten sprechen. Es gibt mehrere Tausend Biersorten weltweit, und auch die verschiedenen Weinsorten stehen der Konkurrenz aus Malz, Gerste und Hopfen da in Sachen Vielfalt in nichts nach. Aus diesem Grund kann es natürlich deutliche Abweichungen von den hier aufgeführten Durchschnittswerten geben.
Um sich aber vom Grundsatz her die Frage beantworten zu können, ob der Wein oder das Bier gesünder sind, müssen wir erst einmal wissen, was überhaupt drin ist in den Getränken. Fangen wir an dieser Stelle mit dem Bier an.
Bier
Tatsächlich bringt Bier eine ganze Menge verschiedene Nährstoffe mit. Da wären beispielsweise die Makronährstoffe Kohlenhydrate, Fett und Proteine. Aber auch andere Nährstoffe wie:
- Die Vitamine A, B6, B12, D, E, K, und C
- Thiamin
- Riboflavin
- Niacin
- Folat
- Biotin
- Calcium
- Magnesium
- Phosphor
- Eisen
- Zink
- Selen
Das sind eine ganze Menge durchaus wichtiger und zum Teil sogar essenzieller Nährstoffe. Nährstoffe also, die wir unserem Körper ohnehin auf irgendeine Art und Weise über die Nahrung zuführen müssen. Da wundert es kaum, dass dem Bier einige positive Auswirkungen auf den Körper und die Gesundheit nachgesagt werden. So soll Bier beispielsweise eine positive Auswirkung auf die Haare haben. Auch das Immunsystem soll von Bier gestärkt werden können, und sogar das Herzinfarktrisiko soll bei einem entsprechenden Bierkonsum sinken.
Wichtig ist, dass all diese positiven Effekte ausschließlich bei einem gemäßigten Bierkonsum gelten sollen. Denn Bier hat natürlich auch negative Inhaltsstoffe. Da wären beispielsweise die Kalorien. Rund 120 sind es bei einem Glas Pils. Altbier oder Weißbier bringen sogar noch mehr Kalorien mit. 11,5 Gramm Alkohol sind es, die ein Glas Bier dem Konsumenten mitbringen. Gerade diese 11,5 Gramm haben den negativsten Einfluss auf den Körper.
Schließlich raten Mediziner Frauen am Tag nicht mehr als maximal 20 Gramm Alkohol zu sich zu nehmen – andernfalls kann der Alkohol schnell negative gesundheitliche Folgen haben. Für Männer gilt hier die Grenze von 30 Gramm am Tag.
Hält man es also mit Hildegard von Bingen und Paracelsus, kann man Bier tatsächlich auch heute noch als Heilmittel betrachten – wichtig ist dabei, den Alkoholkonsum zu begrenzen. Der große Vorteil am Bier ist dabei der Umstand, dass es heute schon viele alkoholfreie Biersorten gibt, die selbst hart gesottenen Bierfreunden schmecken. Wer also das Bier wegen des Geschmacks und für den Genuss trinkt und auf den Alkohol getrost verzichten kann, hat hier tatsächlich einen echten Wundersaft für den Körper.
Wein
Bleibt die Frage, ob Wein hier hinter dem Kontrahenten zurückstecken muss. Immerhin sagte einst selbst Wilhelm Busch: „Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben.“ Und tatsächlich kann Wein sehr gesund sein.
Den Tipp des Paulus an seinen Freund Timotheus beispielsweise haben Wissenschaftler längst mit konkreten Daten unterfüttern können. Denn Wein hat eine bakterizide Wirkung und kann Magen- und Darmbakterien bekämpfen, die für die Verdauung schädlich sind. So hilft Wein beispielsweise gegen Völlegefühl und selbst bei Blähungen.
Der Bezug zu älteren Menschen ist ebenfalls längst wissenschaftlich belegt. So regt Wein den Stoffwechsel an, stärkt den Appetit und verbessert die Verdauung. Da das alles Dinge sind, die im Alter nachlassen, kann Wein vor allem bei älteren Menschen sehr positive Wirkungen entfalten. Denn er verbessert die Durchblutung aller Organe, inklusive des Gehirns, wirkt positiv gegen Herzinfarkt und Schlaganfall und erhöht im Allgemeinen die Widerstandskraft gegen Krankheiten.
Das erklärt auch, weshalb Mediziner Wein die Wirkung zuschreiben, ältere Menschen lebendiger wirken zu lassen und alternden Menschen dabei zu helfen, das „Altwerden“ nach hinten zu schieben.
Das einzige Problem dabei: Neben den 143 Kalorien pro Glas bringt Wein auch 17,6 Gramm Alkohol mit.
Inhaltsstoffe im Wein
Wie beim Bier findet man auch im Wein eine ganze Reihe gesunder Inhaltsstoffe. In einem Glas Primitivo Wein finden sich beispielsweise:
- Die Vitamine A, B1, B2, C und D
- Phosphor
- Kohlenstoff
- Schwefel
- Chlor
- Kalium
- Magnesium
- Kalzium
- Natrium
- Eisen
- Mangan
- Kieselsäure
- Gerbstoffe
- Säuren
- Antioxidantien
Bier oder Wein – Was macht schneller betrunken?
Diese Frage lässt sich nicht allgemein beantworten und hat auch nichts mit dem Getränk als solchem zu tun. Viel mehr ist für diese Frage der tatsächliche Alkoholgehalt wichtig. Bier hat in vielen Fällen einen geringeren Alkoholgehalt als Wein. Dafür trinkt man Bier in aller Regel in größeren Mengen als Wein.
Vor allem süße Weine können eher schnell betrunken machen, da hier ein sehr hoher Restzuckergehalt vorhanden ist. Dieser sorgt dafür, dass sowohl die Nährstoffe als auch der enthaltene Alkohol schneller ins Blut gehen und vom Körper verarbeitet werden können. Damit entfaltet auch der Alkohol hier schneller seine Wirkung.
Dazu passt auch eine Studie der Universität von Texas. Hier zeigten Probanden in einem Versuch, dass Wein bereits nach 54 Minuten für einen höheren Alkoholgehalt im Blut sorgt – Bier erst nach 62 Minuten. Schneller betrunken würde demnach also Wein machen.
Bier oder Wein – Was macht dicker?
Wein hat tatsächlich mehr Kalorien als Bier. Zumindest wenn man beides auf 100 ml ausrechnet. Das Problem beim direkten Vergleich ist dabei, dass man Bier eher in größeren Mengen trinkt als Wein. Wirklich dick macht allerdings weder beim Bier noch beim Wein das Getränk selbst. Der Alkohol ist das größte Problem für die Figur.
Denn Alkohol führt dazu, dass die Stoffwechseltätigkeiten des Körpers insbesondere in der Leber und den Nieren eingestellt werden bzw. dass sich diese beiden Organe nur noch auf den Abbau des Alkohols konzentrieren. Erst wenn der Alkohol wieder komplett abgebaut wurde, kann der Körper sich wieder an die ganz klassische Fettverbrennung begeben. Damit bremst Alkohol – egal ob aus Bier oder Wein – den Stoffwechsel also erheblich aus.
Was ist nun besser für die Gesundheit?
Konsumkönig in Deutschland ist auf jeden Fall nach wie vor das Bier. Mit rund 100 Litern Bier pro Kopf im Jahr stehen wir in Deutschland zwar nicht an Platz 1 in Europa – aber immer noch sehr weit vorne. Wein liegt mit 20,7 Litern pro Kopf weit hinter dem Hopfensaft. Doch das führt nicht zu Unzufriedenheit in der Weinwirtschaft, denn der Weinkonsum ist tatsächlich in den letzten Jahren recht stabil und damit planbar für Winzer und Weinbauern.
Doch das allein sagt noch gar nichts über die Gesundheit eines Getränks aus. Letztlich muss man festhalten, dass es keine allgemeingültige Antwort auf die Frage gibt. Wein hat aufgrund seiner Inhaltsstoffe, die noch etwas gesünder sind als die des Biers, einen kleinen Vorteil. Damit wäre Wein im direkten Vergleich der beiden alkoholhaltigen Getränke die gesündere Variante.
Doch wer lieber auf alkoholfreies Bier zurückgreift, hat hier am Ende doch die Nase vorn. Denn auch wenn im Wein Antioxidantien sind, die im Bier nicht vorhanden sind, ist der Wegfall der negativen Auswirkungen des Alkohols beim alkoholfreien Bier ein großer Vorteil.
Foto: tlblues via Twenty20